1,5 Mio. Euro für das "Forum Boatpeople" unter dem Dach der Dokumentationsstätte
„Sensationelle Nachricht“ aus Berlin: Die Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld erhält 1,5 Mio. Euro für einen Erweiterungsbau, der das „Forum Boatpeople“ aufnehmen wird. „Hocherfreut“ teilte dies Superintendent Dr. Helmut Kirschstein als Vorsitzender des Trägervereins der Presse mit. Damit haben langjährige Bemühungen zu einem ersten großen Erfolg geführt.
Vor knapp vier Jahren gründete sich unter dem Dach der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld der Arbeitskreis Forum Boatpeople. Der Arbeitskreis verfolgt das Ziel, in einer baulichen Erweiterung der Dokumentationsstätte die Ankunftsgeschichte der vietnamesischen Bootsflüchtlinge darzustellen. Mehr als die Hälfte der in Niedersachsen aufgenommenen Vietnamesen erreichten über das Sozialwerk Nazareth in Norden-Norddeich das Land Niedersachsen. Die Menschen prägten nicht nur die Region, mehr noch: Die Aufnahme gilt auch als Zäsur in der bundesdeutschen Asylpolitik – die Kontingentregelung, die bis heute immer wieder Anwendung gefunden hat, wurde geschaffen.
Schon früh hat der Arbeitskreis ein konkretes Konzept erarbeitet, das auch die Kostenplanung für das Bau- und Ausstellungsprojekt beziffert: Rund drei Millionen Euro benötigt es, um das Vorhaben umzusetzen und die deutschlandweit erste Dauerausstellung zur Schicksals- und Integrationsgeschichte der vietnamesischen Boatpeople zu präsentieren. Immer wieder hat der Arbeitskreis in der Politik um Unterstützung geworben und diese auch parteiübergreifend erhalten. Nun wurde über das Programm KulturInvest ein Weg gefunden, der eine 50-prozentige Finanzierung durch den Bund sichert. Am Donnerstag fasste der Haushaltsausschuss in Berlin den entsprechenden Beschluss.
„Die Förderung durch den Bund in Höhe von 1,5 Millionen Euro geht weit über bloße Symbolkraft hinaus und sichert die Sockelfinanzierung unseres großen Vorhabens“, freut sich Dr. Helmut Kirschstein, 1. Vorsitzender des Vereins Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld. Und auch Lennart Bohne, Leiter der Dokumentationsstätte, freut sich: „Auch wenn es in der Corona-Zeit still geworden zu sein scheint, haben wir im Hintergrund intensiv weitergearbeitet. Insbesondere der enge Austausch mit und die tatkräftige Unterstützung durch den SPD-Bundestagsabgeordneten Johann Saathoff war für den jetzigen Erfolg entscheidend. Nur so konnten wir schließlich einen entsprechenden Förderantrag auf den Weg bringen.“
„Es liegt mir sehr am Herzen, dass es Migrationsmuseen und öffentliche Orte gibt, an denen die Geflüchteten ihre Geschichte erzählen können“, so Johann Saathoff, der den Arbeitskreis seit Längerem begleitet. „Ganz besonders unser Ostfriesland, welches im Raum Norden-Norddeich so sehr durch die Aufnahme der vietnamesischen Bootsflüchtlinge geprägt wird, sollte dieses positive Beispiel deutscher Einwanderungsgeschichte als Vorbild präsentieren können.“
Für den Arbeitskreis gilt es jetzt, die Restfinanzierung zu sichern. Der Arbeitskreis möchte dafür das Land Niedersachsen gewinnen, aber auch die Stadt Norden, den Landkreis Aurich und diverse Förderstiftungen ins Boot holen. Welche Chance die bauliche Erweiterung in einem gesamtgesellschaftlichen Sinne hat, macht Tuan Kiet Hoang, Mitglied des Arbeitskreises und Vorstandsmitglied der Dokumentationsstätte, deutlich: „Erst vor zwei Wochen bei dem Zeitzeugengespräch ,Fluchtpunkt Niedersachsen‘ in Tidofeld zeigte sich wieder, wie wichtig es ist, Geflüchteten zuzuhören und eine Stimme zu geben. Gerade in diesen Zeiten. Dass wir jetzt ganz konkret die Chance haben, das Forum Boatpeople in Norden zu verwirklichen, ist einmalig und überwältigend.“