Generalkonvent

Emden, 19. Juni 2024

Kirche – Segel setzen in die Zukunft

(Foto: Hannegreth Grundmann) Landesbischof Ralf Meister und Regionalbischöfin Sabine Schiermeyer (von links) dankten Dr. Friederike Erichsen Wendt vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland für ihren Vortrag auf dem Generalkonvent des Sprengels Ostfriesland-Ems in der Johannes a Lasco Bibliothek Emden.

Generalkonvent mit Regionalbischöfin Schiermeyer und Landesbischof Meister in Emden

öso. Emden. Ostfriesland. Emsland. Grafschaft Bentheim. Auf Einladung von Regionalbischöfin Sabine Schiermeyer kamen rund 160 Pastorinnen und Pastoren aus dem Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems zu ihrem jährlichen Treffen in die Johannes a Lasco Bibliothek nach Emden. „Es ist ein Tag der Begegnung und des Austauschs, der Information und Inspiration“, sagte Schiermeyer, die erstmals zum Generalkonvent nach Emden eingeladen hatte. Seit Februar ist sie Regionalbischöfin für den Sprengel Ostfriesland-Ems.

In diesem Jahr stand der Generalkonvent ganz unter dem Eindruck aktueller Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft. 

Oberkirchenrätin Dr. Friederike Erichsen-Wendt hielt den Hauptvortrag zum Thema „Kirche – Segel setzen in die Zukunft. Zentrale Einsichten aus der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung“. Die Referentin aus dem Kirchenamt der EKD in Hannover stellte ausge­wählte Er­gebnisse der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung vor.

Die sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung

Erstmals wurde eine repräsentative Umfrage aller Bevölkerungsgruppen, nicht nur von Kirchengliedern, durchgeführt und erstmals hat die katholische Kirche dabei mitgewirkt. Rund 5000 Personen wurden 500 Fragen gestellt.

Zu den zentralen Einsichten der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung gehöre, dass nicht nur die Kirchenbindung, sondern auch die Religiosität überhaupt zurückgehe. Außerdem stünden die Kirchen vor vielfältigen Krisen und sehen sich großen Reformerwartungen ausgesetzt, berichtete Erichsen-Wendt.

Deutlich sei bei der Befragung auch geworden, dass die Kirchen eine wichtige zivilgesellschaftliche Rolle spielen und die Demokratie stärken. In diesem Zusammenhang sei vor allem das Ehrenamt von besonderer Bedeutung. Kirchlich gebundene Menschen engagieren sich auch im zivilgesellschaftlichen Ehrenamt stärker als andere.

Kasualien, lebensbegleitende Gottesdienste, bildeten nach wie vor eine herausragende Begegnungsfläche für Menschen aller Altersgruppen. Erwartet würde, dass sie persönlich und ansprechend gestaltet werden.

Gottesdienstbesucher erwarteten ansprechende Räume, Musik und Atmosphäre und auch eine gute Predigt in moderner Sprache.

Pastorinnen und Pastoren seien nach wie vor wichtige Personen, wenn es um den Kontakt zur Kirche gehe.

Gegen sexualisierte Gewalt in der Kirche und gegen Rechtsextremismus

Aktuelle Entwicklungen nahmen Landesbischof Ralf Meister, Regionalbischöfin Sabine Schiermeyer und Pastorin Dagrun Petershans von der Pfarrvertretung in den Blick.

Landesbischof Ralf Meister sprach in seinem Bericht über die aktuellen Diskussionen um das Vorgehen gegen sexualisierte Gewalt in der Kirche.

Ende Januar hatte ein unabhängiger Forschungsverbund die ForuM-Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und anderer Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche in Deutschland veröffentlicht.

In der Landeskirche Hannovers folgte einige Wochen später ein weiterer Aufarbeitungsbericht, der sich auf einen Fall von sexualisierter Gewalt in den 70er Jahren in einer Kirchengemeinde bei Osnabrück bezog. Hier wurde der innerkirchliche Umgang mit den Betroffenen bis in die Gegenwart hinein kritisch untersucht. „Bei der Intervention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt ist es zu einem Fehlverhalten in unterschiedlichsten Verantwortungsbereichen unserer Kirche gekommen“, sagte Meister.

Er selbst habe Fehler gemacht, indem er Gespräche mit betroffenen Personen nicht selbst geführt habe. Als Teil der Kirchenleitung hätte er das Vorgehen gegen sexualisierte Gewalt und die Aufarbeitung viel stärker ins Zentrum des kirchlichen Handelns stellen müssen. So sei etwa die Fachstelle Sexualisierte Gewalt in der Vergangenheit personell nicht adäquat ausgestattet gewesen. Notwendig sei neben strukturellen Veränderungen jetzt ein Kulturwandel in der Kirche.

Erste wichtige Schritte hätten Kirchengemeinden und Einrichtungen mit ihren Schutzkonzepten unternommen, die Landessynode habe jüngst mehr Stellen zur Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt beschlossen.

Auf der nächsten Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland im November stünden deutschlandweite Entscheidungen an, die gemeinsam von Kirche, Diakonie und betroffenen Personen erarbeitet werden. Dabei gehe es etwa um die bundesweite Einheitlichkeit und Höhe von Anerkennungsleistungen und rechtliche Änderungen, um die Position betroffener Personen zu stärken.

Regionalbischöfin Schiermeyer betonte die Notwendigkeit, sich auf allen Ebenen mit dem Thema der sexualisierten Gewalt auseinanderzusetzen und die eigene Haltung zu hinterfragen. Neben guten Schutzkonzepten und einer professionellen Begleitung durch Fachleute brauche es auch theologisches Nachdenken und die Reflektion von Machtstrukturen.

Auch aktuelle politische Entwicklungen, wie sie die Europawahl zeigten, gehörten zu den Schwerpunktthemen in den Berichten. Gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus Stellung zu beziehen, sei alternativlos, betonten Pfarrvertretung und Kirchenleitung gleichermaßen.

Abendmahlsgottesdienst

Ein Abendmahlsgottesdienst mit der Ehrung der Ordinationsjubilare beendete den Generalkonvent in der Martin-Luther-Kirche Emden. Die Predigt hielt Regionalbischöfin Schiermeyer.

Sprengel Ostfriesland-Ems

Der Sprengel Ostfriesland-Ems ist einer der sechs Sprengel in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und besteht aus 155 Kirchen- und Kapellengemeinden mit 297.400 Gemeindegliedern in den sechs Kirchenkreisen Aurich, Emden-Leer, Emsland-Bentheim, Harlingerland, Norden und Rhauderfehn. Seit Februar 2024 ist Sabine Schiermeyer Regionalbischöfin für den Sprengel Ostfriesland-Ems.