Doppelter Festakt zur Eröffnung zweier Bibelfliesen-Ausstellungen in der Ludgerikirche
Großes Interesse am Kulturgut „Bibelfliesen“: Am Sonnabend kamen rund 50 Personen zur Eröffnung zweier Bibelfliesen-Ausstellungen in die Norder Ludgerikirche. Superintendent Dr. Helmut Kirschstein, der als Hausherr und Mitglied des Norder Bibelfliesenteams durch die Veranstaltung führte, betonte das „Alleinstellungsmerkmal“ der neu eingerichteten Bibelfliesen-Wand unterhalb der Orgel-Empore: Es gebe keine Kirche in Deutschland, die dem bedeutenden Kulturgut eine solche Dauerausstellung widme.
Kirschstein hoffte daher augenzwinkernd, dass im nächsten "Baedeker" neben mancherlei Hinweisen auf die Kulturschätze der Ludgerikirche auch der Hinweis auf die Bibelfliesen-Präsentation erscheinen möge. Hineingenommen in das neue Lichtkonzept der größten mittelalterlichen Kirche Ostfrieslands, werden die Bibelfliesen buchstäblich ins rechte Licht gerückt. Architekt und Kirchenvorsteher Heiko Kremer hatte nach langen Diskussionen die zündende Idee, altes Kirchengestühl vom Dachboden der Ludgerikirche als Rahmung und Hintergrund der Präsentation zu nutzen – sehr gelungen, wie allenthalben bescheinigt wurde. Kremer wurde dankbar mit einem Blumenstrauß bedacht, wie auch Christiane Kollmeyer und Pastor i.R. Claus Garrelts, die durch ihre großzügigen Spenden die Dauerausstellung überhaupt erst ermöglicht hatten. Nach ihren Grußworten, gemeinsamem Gebet und Gesang („Nun danket alle Gott“) zog die interessierte Gemeinde wenige Meter weiter in den Chorumgang.
Hier schloss sich die Eröffnung der multimedialen Bibelfliesen-Ausstellung zu Flucht, Vertreibung und Integration an. Sie wurde maßgeblich durch die Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld erarbeitet und verbindet thematische Bibelfliesen mit Video-Interpretationen durch Menschen, die selber Flucht oder Vertreibung erleben mussten. Lennart Bohne, Leiter der Dokumentationsstätte, betonte die theologische Bedeutung der Migration, die sich durch die gesamte Bibel ziehe und das „Menschheitsthema“ mit Gottesfurcht und christlicher Ethik verbinde. Superintendent Dr. Kirschstein stellte drei seiner Bild-Interpretationen aus dem gleichnamigen Bibelfliesen-Bildband vor, die der gesamten Wanderausstellung zugrundeliegen. Pastor i.R. Kurt Perrey, Inspirator und seit 20 Jahren Leiter des gesamten Bibelfliesen-Projekts, skizzierte die Entwicklung, die nach der Veröffentlichung der „Fliesenbibel“, zahlreichen Publikationen und über 100 Ausstellungen bundesweit nun bereits zur dritten, wiederum sehr speziellen Sonder-Ausstellung in Ludgeri führte. Sein Dank galt vielen der Anwesenden, die sich in der einen oder anderen Weise seit langem für die Wiederentdeckung des fast vergessenen Kulturguts engagiert hatten.
Neueste, erfolgreiche Idee ist die Gestaltung von Bildpostkarten zu Bibelfliesen-Motiven: Rund 30.000 davon seien in den letzten Monaten versandt worden, auf Spendenbasis kamen nahezu 10.000 € für soziale Projekte zusammen, die vorwiegend der Unterstützung von Flüchtlingen aus der Ukraine dienten. Damit schloss sich der Kreis: von der Präsentation des Flucht- und Vertreibungsthemas auf historischen Bibelfliesen zur Hilfe für Menschen, die aktuell ihre Heimat verlassen mussten und durch eben diese Bibelfliesen-Präsentation Unterstützung erfahren.