Dr. Helmut Kirschstein spricht von behutsamer Stellenreduzierung – „Wohl kalkuliert“
NORDEN Schwierig war es, gibt der bisherige Superintendent des Kirchenkreises Norden, Dr. Helmut Kirschstein, zu. Aber trotz begrenzter Finanzen sei es der Kirchenkreissynode im vergangenen Jahr gelungen, weitreichende Beschlüsse zu fassen. „Insgesamt müssen 1,25 Pfarrstellen gekürzt werden“, sagte Dr. Kirschstein in seinem letzten Ephoralbericht. Das Ganze sei nicht ohne Risiko, „aber wohl kalkuliert“. „Selbst kritische Stimmen werden anerkennen, dass derart behutsame Stellenreduzierungen wie bei uns in anderen Kirchenkreisen kaum zu finden sind.“ Sie bedeuten, dass auch künftig im Durchschnitt ein Pastor oder eine Pastorin im Kirchenkreis Norden 2200 Gemeindeglieder zu betreuen hat. In anderen Kirchenkreisen liegt die Zahl der Gemeindeglieder bei bis zu 3900.
In seinem letzten Ephoralbericht blickte der zum Ende des vergangenen Jahres in den Ruhestand gewechselte Superintendent zum einen auf das vergangene Kirchenjahr zurück, sowie auf seine gesamte 20-jährige Amtszeit als Norder Superintendent. Zum Kirchenkreis Norden gehören 20 Gemeinden mit rund 40.000 Gemeindegliedern. Die größte Gemeinde ist Hage, die kleinste Siegelsum. Bis zum Jahr 2019 nannte sich die Kirchenkreissynode noch Kirchenkreistag.
Im Bereich der Landeskirche Hannovers wird für sechs Jahre geplant. Der aktuelle Planungszeitraum bezieht sich auf die Jahre 2023 bis 2028. Insgesamt müssen in den 20 Gemeinden 1,25 Pfarrstellen gekürzt werden, hatte die Kirchenkreissynode in der Sitzung im Mai beschlossen, erinnerte Kirschstein in seinem Ephoralbericht. Zwei gekürzte Viertelstellen werden außerdem in sogenannte Springerstellen umgewandelt. Pastorin Christiane Elster (Norddeich) und Pastorin Marika Cuno (Süderneuland) bekommen zusätzliche Vertretungs-Aufgaben, „können aber ihre gute Gemeindearbeit vor Ort weiterführen“, so Kirschstein. „Weil die Landeskirche jedem Kirchenkreis eine volle Stelle für Vertretungsdienste erstattet, werden diese beiden Viertel unmittelbar von Hannover bezahlt.“
Die Pfarrstelle für Vertretungsdienste und Altenseelsorge, die Pastorin Heidrun Ott zu je 50 Prozent ausübt, bleibt auch die nächsten sechs Jahre bestehen. „Lediglich ein Achtel dieser Stelle muss von uns aufgebracht werden“, so der bisherige Superintendent, „das tun wir gerne als zusätzliche Investition.“ Wie wichtig dem Kirchenkreis Norden die Arbeit mit Jugendlichen ist, wird daran deutlich, dass er die Stelle des Regionaldiakons zu einhundert Prozent selbst übernimmt. „Sonst hätte Patrick Oeser im Jahr 2024 wieder gehen müssen. Das wollte niemand.“ Keine Gemeinde müsse dafür zusätzliche Mittel aufbringen, „anders als zunächst erwogen“.
Dass es beim Thema Finanzen sogar ein „unvorhergesehenes Wunder“ geben kann, so Kirschstein, machten die Inselkirchengemeinden Juist und Norderney für den kommenden Planungszeitraum möglich. „Sie erklärten sich zu einem spürbaren Solidarbeitrag zugunsten Baltrums bereit.“ Nur so ist es möglich, dass auf allen drei Inseln durch hohe Eigenbeteiligung der Gemeinden alle Pfarrstellen, Kantorenstellen und auch die sogenannten technischen Dienste erhalten bleiben können. Unter dem Begriff technische Dienste werden die Stellen des Küsters, der Pfarrsekretärin und der Reinigungskraft zusammengefasst.
Um den Personalschlüssel zu behalten, müsse das Ganze finanziert werden, sagte Kirschstein. „Wir hatten im Mai beschlossen, den Bauhaushalt von rund 250.000 Euro Ergänzungsmittel auf immer noch ordentliche 200.000 Euro zu reduzieren.“ Das Norder Modell und der Innovationsfonds sollten erhalten bleiben, „indem wir unseren gemeinsamen Kapitalfonds nicht mehr bei 1 Prozent, sondern bei 0,5 Prozent abschöpfen“. „Und angesichts hoher Rücklagen, die wir in satteren Jahren dafür angespart hatten, konnten wir etwa die Hälfte dieser Mittel in die Stellenplanung der nächsten sechs Jahre investieren.“
Schließlich sorgt Kirschstein sogar selbst mit seiner Stelle dafür, dass der Kirchenkreis finanziell besser dasteht: „Die erwartbaren Vakanzgelder durch die Ruhestände haben wir hochgerechnet und sie ebenfalls für die Stellenerhalt vorgesehen.“ Schon jetzt zeichne es sich ab, dass die Maßnahmen eintreten: Der Zins steige, so dass auf Entnahme von Rücklagen verzichtet werden könne. Und die Vakanzentwickelung –„so bedauerliches sie ist“ – helfe dem Kirchenkreis finanziell. „Und das ist jetzt schon mehrfach passiert“, sagte Dr. Helmut mit Blick auf die vergangenen zwölf Monate. „Schon heute freue ich mich, dass sich dieser Maßnahmenkatalog als realistisch abzeichnet.“
Herzlichen Dank an den Ostfriesischen Kurier
Foto: Michaela Kruse