Voll besetzte Ludgerikirche angesichts des Abschieds von Dr. Helmut Kirschstein
Dr. Detlef Klahrs Zeugnis war schon mal eindeutig: „Es war ein sehr guter Dienst in unserer Mitte“ sagte der Regionalbischof gestern Nachmittag in der Norder Ludgerikirche. Ein „Sehr gut“ also – einen besseren Abgang hätte sich Superintendent Dr. Helmut Kirschstein, der im Rahmen eines Gottesdienstes von seinem Amt offiziell entpflichtet wurde, wohl nicht wünschen können. Das Gotteshaus voll, 90 Minuten Gottesdienst, umrahmt von Musik „seiner Ludgeri Gospel Singers“, danach eine Dankes- und Lobrede nach der anderen. Dienstkollegen aus der nahen und ferneren Umgebung, dazu der Direktor der Gossner Mission aus Berlin, Christian Reiser.
Nun, der scheidende erste Mann des hiesigen Kirchenkreises hatte, das wusste Dr. Klahr, eine gute Weile Zeit, sich auf den anstehenden Ruhestand vorzubereiten. Schon am 25. August habe der Landesbischof die Urkunde unterzeichnet: „Der war früh dann.“
Aber auch ein schrittweises Annähern bedeute am Ende: „Plötzlich ist es soweit!“ Diesen Übergang wollten gestern viele mit dem Noch-Superintendenten teilen – viele waren später hocherfreut, sich unter die bereitgestellten Decken gemummelt zu haben, denn nicht nur Klahr stellte fest: „Es ist frisch bei euch, sehr erfrischend...“
Kirschstein selbst blickte in seiner Predigt noch einmal zurück. Wie alles einmal angefangen hatte – mit dem „Bettkantengebet“, das seine Mutter mit ihm gesprochen habe: „Ich bin klein, mein Herz ist rein...“ Wie er später zum Kindergottesdienst kam – das seien wegweisende Weichenstellungen in seinem Glaubensleben gewesen. Dieses kindliche Urvertrauen wiedergewinnen, das wünsche er: Jesus Christus sei schon im Anfang des Lebens da. Es sei nicht die Frage, ob wir etwas mit Gott anfangen könnten, denn „Gott hat längst mit uns angefangen.“
Die Theologie, sagte Klahr später, sei eine der großen Gaben Kirschsteins, sein Einsatz für den Glauben. Der Regionalbischof lobte darüber hinaus dessen Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen. Selbst wollte er angesichts vieler weiterer Laudatoren nicht alles ansprechen, was Kirschstein auszeichne – die Gemeinde erfuhr es doch.
Da war von seinem Charme die Rede, seinem Witz, seiner Fähigkeit, Worte zu finden, wenn andere sich längst zurückgezogen haben, seinem unverdrossenen Optimismus, seinem Engagement in vielen Bereichen. Einer schätzte sich am Ende richtig glücklich: Christian Reiser. „Er geht nicht von Bord!“, sagte er, „dies ist keine Verabschiedungsrede.“ Denn Kirschstein bleibe der Gossner Mission als Vorsitzender erhalten. Und ergänzte: „Clear for Take off, weil der Himmel dich braucht, Helmut!“
[ Text & Foto: Ostfriesischer Kurier - mit herzlichem Dank! ]