Gemeindepfarramt der Zukunft
Vortrag von Regionalbischöfin Schiermeyer in Norden
öso. Norden. „Kirche muss und wird sich verändern. Kein Wandel kommt ohne prägende Akteure aus. Zum Pfarrberuf gehört ein großes Maß an Veränderungsverantwortung“, sagte Regionalbischöfin Sabine Schiermeyer in der Andreas-Kirche in Norden.
Wenige Tage nach ihrer Einführung in das Amt der Regionalbischöfin für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems besuchte Sabine Schiermeyer die monatliche Versammlung der Pastoren- und Diakonenschaft des Kirchenkreises Norden. Superintendent Christian Neumann hatte die Regionalbischöfin eingeladen, über das Thema „Gemeindepfarramt der Zukunft“ zu sprechen und mit der Konferenz ins Gespräch zu kommen.
„Pastorinnen und Pastoren begleiten Menschen in wichtigen Lebenssituationen. Sie kennen an einem Ort immer noch die größte Anzahl verschiedener Menschen. Das ist eine große Chance: Wo es gelingt, religiöse Worte und Riten zur Verfügung zu stellen, bleibt Kirche relevant“, so Schiermeyer.
In der Diskussion über den inhaltlichen Impuls der Regionalbischöfin wurde deutlich, dass das Gemeindepfarramt einem Wandel unterliege. Die Pfarrperson dürfe aber nicht als Manager gesehen werden, gaben Teilnehmende der Konferenz zu bedenken. Es könne nicht darum gehen, nur noch gemeindliche Aufgaben zu koordinieren, die dann vornehmlich von Ehrenamtlichen ausgeführt würden.
Die Regionalbischöfin hielt den Begriff des Managers in diesem Zusammenhang ebenfalls für unpassend. Es gehe darum, anzuleiten, zu befähigen und Räume zu öffnen.
Alle waren sich darin einig, dass den Ehrenamtlichen häufig noch zu wenig zugetraut werde und man ihnen zu selten auf Augenhöhe begegne. Mangelnde Wertschätzung gäbe es nicht, jedoch würden die Ehrenamtlichen bereits jetzt überaus stark in ihren kirchlichen Aktivitäten beansprucht. Hinzu kämen hohe berufliche und familiäre Erwartungen. Ihnen dürfe nicht noch mehr zugemutet werden.
In den vergangenen Jahren, in welchen die verschiedenen Arbeitsfelder des Gemeindepfarramtes optimiert und professionalisiert wurden, um die Vielzahl der Aufgaben noch irgendwie bewältigen zu können, müsse jetzt eine Zeit der Transformierung folgen, sagte Superintendent Christian Neumann. Es gelte den Wandel zu gestalten.
ForuM-Studie – eine Zäsur für die Kirche
Ein weiteres Thema der Konferenz war aus aktuellem Anlass die Veröffentlichung der ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland.
Superintendent Neumann sprach von einer Zäsur für die Kirche. Es sei nun an der Zeit, innezuhalten und zugleich ins Handeln zu kommen. Eine weitere Aufarbeitung sei unbedingt notwendig, ebenso Maßnahmen zur Prävention.
Eine Teilnehmerin des Konvents sagte, sie sei froh, dass es diese Studie gäbe. Sie habe die Veröffentlichung als Befreiungsschlag empfunden. Sie habe als kirchliche Mitarbeiterin einen Fall von Missbrauch in ihrer damaligen Gemeinde öffentlich gemacht. Dabei waren sie und eine Kirchenvorsteherin allein gelassen und sogar ausgegrenzt worden.
Was können wir tun, um nicht auch Schweigende zu werden, war eine der vielen Fragen, die gestellt wurden.
Superintendent Neumann sprach von einer „Ent-Täuschung“, als Kirche unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden zu sein und noch nicht gerecht zu werden. Das Schutzkonzept des Kirchenkreises werde in absehbarer Zeit fertiggestellt sein. Die daran Mitarbeitenden wiesen deutlich darauf hin, dass das Konzept nicht für die Ablage sei. Durch Schulungen von Haupt- und Ehrenamtlichen müsse es in die Gemeinden hineinwirken. Dieser personellen und finanziellen Herausforderung gelte es sich zu stellen.