Abschied mit Humor: Pastor Norbert Masslich in Rechtsupweg feierlich entpflichtet
„Sprachspiel und Wortwitz“ seien charakteristisch für die lebendigen Predigten Norbert Masslichs: Das sagte Superintendent Dr. Helmut Kirschstein dankbar zur Entpflichtung des Geistlichen aus dem Pfarramt der Gemeinden Rechtupweg und Siegelsum. Der scheidende Pastor, der bereits zum 30. April in den Ruhestand gegangen war, wurde jetzt in einem festlichen Gottesdienst verabschiedet.
Masslich sei als „außergewöhnlicher Prediger“ stets missionarisch unterwegs gewesen, so der Superintendent; ihn habe ausgezeichnet, dass er immer persönlich gesprochen und dabei von seinem eigenen Glaubensleben erzählt habe. So sei es ihm gelungen, mit Herz und Verstand „toxische Gottesbilder“ zu überwinden. Die pastorale Inspiration Norbert Masslichs habe auch entscheidend zum gelungenen Gemeindeaufbau beigetragen.
Der so Geehrte hatte unmittelbar vor der Ansprache des Superintendenten eben diese Charakteristika unter Beweis gestellt: In seiner Predigt brach er die Situation zwischen „Freuden-Tränen und Trauer-Tränen“ auf, indem er ein Feuerwerk an Witzen zündete: „Sind des Schäfchens Locken braun – lehnt es am Elektro-Zaun.“ Neue „Bauern-Regeln“, um die Notwendigkeit bäuerlichen Einsatzes zu demonstrieren? „Von nix kommt nix“? Eigentlich ging es überaus ernsthaft um jenen Bibeltext, der ihm seit seiner Ordination 1987 Trost und Halt geboten habe – „sonst hätte ich´s nicht ausgehalten“: Das Gleichnis von der „selbst wachsenden Saat“ sei ein Trostwort für alle, die Verantwortung tragen.
Im Blick auf sein eigenes Tun könne er nur um Vergebung bitten für alles, was zu kurz griff und kein gutes Beispiel bot. Hier bemühte Masslich gar die profunden Worte des Stuttgarter Schuldbekenntnisses von 1945, um zu bedauern, dass er „nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt“ habe. Mit Dietrich Bonhoeffer und Martin Luther erinnerte er aber auch daran, dass „das Reich Gottes wächst, ohne dass du es weißt“: Am Ende „werde es der liebe Gott schon machen“. Das Entscheidende sei menschlicherseits nicht machbar und geschehe „automatisch“, so die Quintessenz: „Bring dich ein mit Haut und Haaren“ – aber dann traue Jesus zu, dass Er für das Wunder des Gelingens sorgt.
Wie Norbert Masslich ein ganzes berufliches Leben lang nach dieser Devise gearbeitet hat, mit Witz und höchstem Engagement: das wurde durch zahlreiche Weggefährten deutlich, die den scheidenden Pastor seit seiner Jugend, in seinen Kirchengemeinden Hannover-Vahrenwald und Schwarmstedt, aber auch 10 Jahre lang bei den Missionarischen Diensten Ostfriesland begleitet hatten. So erinnerte der emeritierte Superintendent Gerd Bohlen daran, dass Masslich in 45 Glaubenskursen tausende von Menschen neu mit dem Evangelium erreicht habe.
Wie schon im Verlauf des gesamten Gottesdienstes, wurde auch bei den Grußworten viel gelacht. Vielleicht war so die Trauer über den Abschied am ehesten zu bewältigen, denn viele der Anwesenden hätten sich gut vorstellen können, dass Masslich noch etliche Jahre im Dienst geblieben wäre. Am Ende flossen tatsächlich Tränen der Rührung – und der Dankbarkeit, die sich schon in der festlichen Gestaltung des Gottesdienstes dokumentierte: Posaunenchor, Keyboard und Saxofon ergänzten beschwingt die Orgel, und ein gemeinsames Lied aller musikalischen Gruppen und Chöre tauchte die Johanneskirche in einen gewaltigen Lobpreis auf Jesus Christus, das Licht der Welt.
Damit wurde einmal mehr jenes Zentrum besungen, das Norbert Masslich selbst auch durch seinen musikalischen Einsatz stets in den Mittelpunkt gerückt hatte. Typisch für ihn, dass er zum Ausklang des Gottesdienstes per CD ein Lied einspielte, das ihn selbst persönlich bewegte: „Wie im Flug vergeht die Zeit... / Und ich kann nichts dagegen tun / außer dankbar zu sein / und mich noch tausendmal / über die schönen Momente zu freun. / Ich werd nicht aufhören, von ihnen zu träumen...“