Dem Glauben Raum geben
Aus dem Kirchenkreis
Kirchenkreis erarbeitet Gebäudebedarfsplan – Superintendent Christian Neumann erklärt weshalb
Die Kirche steht mitten im Dorf. Im Pfarrhaus brennt Licht. Das Gemeindehaus hat offene Türen für Gruppen und Kreise. An vielen Orten in unserem Kirchenkreis ist das so. Gebäude geben unserem Gemeindeleben und unserem Glauben Raum. Im Kirchenkreis Norden stehen insgesamt 129 kirchliche Gebäude – von der Kita bis zur Kirche, von der Garage bis zum Glockenturm. Aber leider fehlt mancherorts schon jetzt das Geld, um für alle Gebäude die Instandhaltung zu gewährleisten, einen Investitionsstau zu beheben oder nötige energetische Sanierungen durchzuführen. Der Kirchenkreis kann für alle Maßnahmen nur noch 150.000 Euro pro Jahr als Bauergänzungszuweisungen im Haushalt einplanen. Das ist nicht auskömmlich. Der Plan der Landeskirche sieht daher vor, dass in den kommenden 10 Jahren 30% des Gebäudebestands abgegeben, umgenutzt oder rentabel bewirtschaftet werden muss. Auch Kirchen sind mitgedacht. Ein „Gebäudebedarfsplan“ ist in jedem Kirchenkeis zu erstellen als Voraussetzung dafür, überhaupt noch Baugelder aus Hannover zu bekommen. Eine riesige Aufgabe.
Der Kirchenkreisvorstand (KKV) hat beschlossen, das Thema Gebäude von der inhaltlichen Arbeit vor Ort aus anzugehen und nachzufragen: „Wo liegen die Arbeitsschwerpunkte in Eurer Gemeinde und was braucht es dafür an Räumlichkeiten?“ Natürlich: für musikalische Gruppen sind andere Räume nötig als für sozial-diakonische Arbeit. Große Konfirmandengruppen und Jugendarbeit erfordern anderes als Abendandachten und Taizé-Gebete. In welchem Ort soll das Pfarrhaus bleiben, wenn die Stelle wiederbesetzt werden kann? Im April wird der KKV die Rückmeldungen aus den Gemeinden auswerten. Das Kirchenamt Aurich liefert die Daten zu Verbräuchen, Bausubstanz, nötigen Investitionen etc. Auf dieser Grundlage wird der KKV Kriterien für eine Beurteilung der Gebäude erarbeiten.
Die Immobilien sind Eigentum der Gemeinden. Diese entscheiden, ob sie sich von einem Gebäude trennen wollen oder einen Teil umnutzen usw. Der Kirchenkreis gibt mit dem Gebäudebedarfsplan lediglich ein Mittel an die Hand, um die Debatte anzustoßen und strukturiert wie transparent zu führen. Klar ist aber auch: Die Kirchengemeinden werden kleiner, die Mitgliederzahlen gehen seit geraumer Zeit zurück. Die Zahl und Größe der kirchlichen Gebäude passen nicht mehr zu den finanziellen Möglichkeiten.
Am Ende werden mit diesem Prozess weitreichende Entscheidungen verbunden sein, die uns allen nicht leichtfallen werden. Doch nicht zu handeln, macht die Problematik nur noch größer. Und: Menschen besuchen lieber schöne Räume. Das wirkt sich also auch auf das Gemeindeleben aus. Entscheidungen stehen an, die wir in einem guten Miteinander treffen wollen. Denn: unser Glaube soll Raum haben.