Norder Superintendent Dr. Helmut Kirschstein geht zum Jahresende in den Ruhestand
Ende des Jahres ist Schluss. Ende. Nach 20 Jahren. Der Superintendent des Kirchenkreises Norden, Dr. Helmut Kirschstein, geht in den Ruhestand. So ganz kann selbst er sich seinen Weggang aus Norden heute noch nicht vorstellen. Es klingt ein wenig nach Beruhigung, wenn er Sätze sagt wie: „Übergangsweise bin ich ja noch Vorsitzender des Freundeskreises Uganda, und ich bleibe im Vorstand der Gnadenkirche Tidofeld – bis die Nachfolge geregelt ist.“ Es folgt der Satz: „Ich bin ja dann auch nicht aus der Welt.“
Nein, das nun vielleicht nicht. Remels, wo er ab 1. Januar mit seiner Frau Ulrike, Pastorin bislang in der Ludgeri-Kirchengemeinde, hinzieht, liegt zumindest in Ostfriesland. Doch mit der Predigt am kommenden Sonntag, 11. Dezember, wird Dr. Kirschstein offiziell aus seinem Amt als Superintendent verabschiedet. Den letzten Gottesdienst in der Ludgerikirche wird er am zweiten Weihnachtstag halten. Dann wird der Gospel-Chor Ludgeri, die Ludgeri Gospel Singers, zu hören sein.
Dieser Chor ist ein Beispiel dafür, was Kirschstein während seiner gesamten Amtszeit alles initiiert hat. Allen voran natürlich das „Norder Modell“, wie er dieses Bonifizierungsprogramm genannt hat. Das hat er gleich im ersten Jahr seines Wirkens als Superintendent in die Tat umgesetzt. In dem Modell wird die finanzielle Eigeninitiative der jeweiligen Kirchengemeinde bonifiziert. Der Kirchenkreis legt für jeweils zwei Euro vor Ort eingeworbenes Geld einen Euro drauf. Stellen konnten so im Kirchenkreis gehalten werden. Das Modell wird es auch weiterhin geben, freut sich Kirschstein. Er hofft, dass es sogar in der Landeskirche ein „Grundmodell“ wird.
Wer Kirschstein in seinem Amtszimmer besucht, staunt nicht schlecht über die Vielzahl an Gegenständen, die zweifelsohne aus Afrika stammen. Figuren, Mobiles, Bilder. Aus Uganda, um genau zu sein. Der Aufbau eines Partnerschaftsprojektes mit zwei dortigen anglikanischen Diözesen gehört auch zu seiner Arbeit als Norder Superintendent. Auch beim Aufbau der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld war der gebürtige Nienburger von Anfang an mit dabei. Er freut sich sehr darüber, dass dieses Projekt heute so gut geworden ist. Weitere Projekte, die während seines Wirkens realisiert wurden: der Pilgerweg Schola Dei, der bis nach Norden verläuft, oder auch der fleißige Einsatz des Bibelfliesen-Teams. „Auch habe ich eine jährliche Woche der Diakonie angestoßen“, macht Kirschstein deutlich. Ach ja, und dann ist da noch die Männerarbeit, die unter dem Einsatz des Superintendenten einen großen Auftrieb bekommen hat. „In acht Gemeinden des Kirchenkreises Norden sind neue Gruppen entstanden“, sagt Kirschstein.
Das Überraschendste, das er in seiner Arbeit als Superintendent erfahren musste, war, „dass es einige Konflikte in Gemeinden gibt“. Es sei manches Mal „etwas beschwerlich“ gewesen, so Kirschstein, die unterschiedlichen Meinungen und Parteien an einen Tisch zu bekommen. Aber er sei dankbar, dass es nur wenig Strittiges gegeben habe. Kirschstein wäre nicht er selbst, wenn er nicht das Ganze auch positiv formulieren könnte: „Es menschelt.“ Und so möchte der begeisterte Anhänger des Fußballclubs Hannover 96 lieber etwas Positives sagen: „Besonders freut mich, dass wir insgesamt eine sehr gute Kultur miteinander haben. Wir haben ein sehr gutes Arbeitsklima im Kirchenkreis Norden.“
Während seiner Zeit als Superintendent kamen zum 1. Januar 2013 die sechs Gemeinden des Brookmerlands neu zum Kirchenkreis Norden dazu. Das waren 10 000 Gemeindeglieder mehr. „Diese Fusion, die von uns nicht angestrebt wurde, war und ist sehr erfolgreich.“ Die neuen Gemeinden passten mit ihren Profilen sehr gut zum Kirchenkreis Norden – und umgekehrt.
Sehr am Herzen, so Kirschstein, habe ihm immer gelegen, jede Gemeinde mehrmals zu visitieren: alle sechs Jahre. Manche, wie Hage, habe er sogar viermal besucht. Dadurch habe er Entwicklungen sehen können. „Das war sehr schön.“ Es sei ihm ein großes Anliegen gewesen, jede Gemeinde wahrzunehmen und wertzuschätzen. Er habe merken können, dass wirklich gute Arbeit in den Gemeinden geleistet werde. „Das ist beglückend.“ Kirschstein hat es als ein „großes Privileg“ empfunden, einen solchen Überblick zu bekommen. Es gebe viele kreative und engagierte Gemeinden. „Und jede der 20 Gemeinden hat ihr eigenes Profil.“
Nun ist bald Schluss mit seiner Tätigkeit als Superintendent. „Es tröstet mich, dass ich in kein Loch fallen werde.“ Neben seinem Engagement weiter hier in Norden gibt es da vor allem die Gossner Mission, wo Dr. Kirschstein schon 2020 zum Vorsitzenden gewählt wurde. Sitz der Mission ist in Berlin. Er werde deshalb häufiger in die Bundeshauptstadt fahren. Und wenn dann doch noch freie Zeit übrig sein sollte: „Ich bin unheimlich gern mit dem Rad unterwegs.“ Außerdem werde er im Harz mit seiner Frau künftig noch mehr Wanderungen unternehmen. „Und dann haben wir zum ersten Mal ein Eigenheim, darum muss ich mich auch kümmern.“
Blickt er auf seine Tätigkeit als Superintendent im Kirchenkreis Norden, dann „ist mein Blick geprägt von Dankbarkeit und Zufriedenheit. Wir haben hier gemeinsam den Kirchenkreis gut aufgestellt.“ Er hoffe und bete, dass es gut weitergeht. „Mit dem Herzen bleibe ich hier.“
[ Mit herzlichem Dank an den OSTFRIES. KURIER (Text und Foto)]