3. Kirchenkreis-Sing-Gottesdienst begeistert - auch aufgrund seiner aktuellen Botschaft
„Singen befreit!“ Das war am Sonntag in Arle zu erleben: Mitreißend der Chorklang, inspirierend die Predigt, ermutigend die Liturgie! Als besonders musikalischen Gottesdienst hatten die Verantwortlichen den 3. Kirchenkreis-Sing-.Gottesdienst konzipiert. Dazu hatte Kirchenkreiskantor Thiemo Janssen Mitglieder verschiedener Chöre gewonnen. Erstaunlich, wie harmonisch das 40-köpfige Ensemble aus Norden-Ludgeri, Norden-Andreas, Hage und Arle zusammenwirkte! Zugewandt und freundlich gestaltete Arles Pastorin Christiane Rolffs die Liturgie samt Abendmahlsfeier unter Corona-Bedingungen, die programmatische Predigt hielt Superintendent Dr. Helmut Kirschstein.
Ein einziger gemeinsamer Proben-Vormittag reichte offenbar aus, um ein ausgezeichnetes Gesamtergebnis zu erzielen. Mitreißend gleich die Eröffnung „Das ist ein köstlich Ding, dem Herrn zu danken“, musikantisch, transparent und gut verständlich die choristisch vorgetragenen Choralstrophen zu „Herr Jesu Christ, dich zu uns wendt“ und zu „Wohl denen, die da wandeln“. Dass dem Ensemble auch Gospel-Klänge liegen, zeigte sich bei der Chorbearbeitung zu „Komm, sag es allen weiter“ (ursprünglich „Go, tell it on the mountain“). Gewisse Höhepunkte markierte der reine Frauenchor mit beiden Vorträgen zur Umrahmung der Predigt: zunächst „Lob, meine Seel, den Herren, lob ihn mit Herz und Mund“ (Melodie: Ludwig van Beethoven), dann „Ich will dem Herrn singen, solang ich leb und bin“ auf einen zeitgenössischen Text von Arno Pötzsch – so bewegt wie bewegend zwischen lyrischer Ausdeutung und motivierender Dynamik. Wenn er nicht die Müller/Rohlfs-Orgel (1799) der Bonifatiuskirche spielte, sang Kirchenkreiskantor Thiemo Janssen selbst im Chor mit. Das Dirigat übernahmen ohnehin Natalia Schilref (Norden-Andreas) und Natalia Sommer (Hage), beide als Dezentrale Musik-Koordinatorinnen (DMK) in gewohnter Souveränität.
In seiner Predigt interpretierte Superintendent Dr. Kirschstein die befreiende Wirkung des Singens nicht nur anhand wissenschaftlicher Studien, die dem gemeinsamen Gesang große Bedeutung für eine „gesunde persönliche und soziale Entwicklung des Menschen“ bescheinigen. Unter Aufnahme der „wundersamen“ Erzählung aus Apostelgeschichte 16, wo die inhaftierten Paulus und Silas durch ihr gemeinsam gesungenes Gotteslob den Kerker zum Beben bringen, ihre Freiheit gewinnen und sogar noch den Gefängnisaufseher mit ihrer evangelischen Begeisterung anstecken, betonte er die Kraft gegenwärtigen Chorgesangs zum Lob Gottes. „Auch unsere Lieder klingen nach Aufatmen und nach Befreiung.“ Wie in der exemplarischen Apostel-Erzählung, erklinge auch unser Gesang „allen Mauern des Bösen, allen Gefängnissen unsrer Angst zum Trotz“. Getragen vom selben Geist, der den Aposteln ihren Weg in die Freiheit eröffnete, seien auch unsre Lieder, Choräle und Gospels alles andere als „harmlos“. Inmitten der Katastrophen unsrer Gegenwart schenke uns das Lob des befreienden Gottes neue Kräfte: „Dann öffnen sich die Türen, dann atmen wir auf und verlieren die Angst und sind frei.“
Ganz im Sinne der Predigt beschloss das gefühlvolle „Verleih uns Frieden gnädiglich“ in einem vierstimmigen Satz von Felix Mendelssohn-Bartholdy diesen außergewöhnlichen Gottesdienst, der eine größere Teilnahme verdient gehabt hätte.